2. Oktober 2024
Fotohinweis: Landrat Johann Wimberg (rechts) dankte Alex Bodinek und Amtsleiterin Carola Krenke für die Erstellung des Pflegeberichts 2024. Dieser dient als Arbeitsgrundlage für die kommende Pflegekonferenz. Foto: Sascha Rühl/LK Cloppenburg Landkreis Cloppenburg. Mehr als 60 Seiten umfasst der jetzt veröffentlichte Pflegebericht des Landkreises Cloppenburg, aus dem nun Handlungsempfehlungen abgeleitet werden sollen. Durch ihn kann die Entwicklung der aktuellen pflegerischen Versorgungssituation im Landkreis Cloppenburg nachvollzogen und prognostiziert werden. Der Pflegebericht dient der weiteren pflegerischen Versorgungsplanung und ist Arbeitsgrundlage für die künftigen Pflegekonferenzen im Landkreis Cloppenburg. Die Pflegekonferenzen dienen als Austauschplattform, in der sich Vertreterinnen und Vertreter des Landkreises und der Kommunen, aber auch der Pflegeeinrichtungen, Pflegedienste und Pflegekassen sowie Vertreterinnen und Vertreter pflegender Angehöriger zu pflegerelevanten Themen austauschen. Mithilfe gemeinsam entwickelter Maßnahmen wird eine bedarfsgerechte pflegerische Versorgung angestrebt. „Die Entwicklungen zeigen auf, dass sich die 13 Städte und Gemeinden in ihrer Bevölkerungsstruktur zukünftig ändern und der Anteil der älteren Menschen in den nächsten Jahren zunehmen wird“, betont Landrat Johann Wimberg. Vor allem vor dem Hintergrund, dass mehr als 80 Prozent der Pflegebedürftigen zu Hause versorgt werden, sei dies eine wichtige Erkenntnis, um das pflegerische Angebot an den Bedarf anzupassen. „Wenn es mehr zu Pflegende gibt und nicht genug Pflegeplätze, muss dieser Mangel von pflegenden Angehörigen aufgefangen werden“, ergänzt Alex Bodinek, der den Bericht verfasst hat. Von 2013 bis 2021 hat der Landkreis Cloppenburg ein Bevölkerungswachstum von insgesamt 10,94 Prozent erfahren. Besonders die Altersgruppe der 60- bis 70-Jährigen hat in diesem Zeitraum zugenommen. Auch die Prognosen von 2022 bis 2030 zeigen eine weitere Zunahme der älteren Bevölkerung. Vor allem die Gruppe der 70- bis 80-Jährigen wird größer. Diese Gruppe soll laut Vorausberechnungen bis 2030 um etwa 51 Prozent wachsen. „Das ist eine riesige Steigerung“, sagt Carola Krenke, Leiterin des Kreissozialamtes. Dieser Wert steht einer Abnahme der 20- bis 60-jährigen Bevölkerung gegenüber. „Wenn weniger Menschen im berufstätigen Alter mehr Menschen im Rentenalter gegenüberstehen, hat dies unter anderem zur Folge, dass weniger Personal in der Pflege zur Verfügung steht und sich die ohnehin schon prekäre Personalsituation in der Pflege weiter verschärfen wird. Das betrifft alle Bereiche, in denen ohnehin schon Fachkräftemangel herrscht“, betont der Gerontologe Alex Bodinek. Auch die Zahl der Pflegebedürftigen ist in den vergangenen Jahren stetig gestiegen. Zum Jahreswechsel 2021/22 waren insgesamt 6,4 Prozent der Bürgerinnen und Bürger im Landkreis Cloppenburg pflegebedürftig. 2013 lag der Anteil noch bei 3,5 Prozent. Vor allem hochaltrige Menschen sind im Landkreis Cloppenburg pflegebedürftig. Bis 2030 gibt die Prognose ein besonders starkes Wachstum bei den Pflegebedürftigen zwischen 70 und 80 Jahren an. Von den 11.158 pflegebedürftigen Menschen im Landkreis Cloppenburg (Stand 31.12.2021) wurden 85,18 Prozent zu Hause versorgt, meistens von Angehörigen. Nur 14,8 Prozent erhielten Unterstützung durch einen ambulanten Pflegedienst. Weitere 14,8 Prozent der Pflegebedürftigen wurden in einer Pflegeeinrichtung versorgt. „Die demografische Entwicklung macht eine rechtzeitige Anpassung der Pflegeinfrastruktur und die Gewinnung von Pflegekräften notwendig“, betont Alex Bodinek. Zur Sicherstellung der pflegerischen Versorgung brauche der Landkreis ein entsprechendes Versorgungsangebot und ausreichend pflegerisches Personal. Die Personalsituation in der Pflege gestaltet sich vor dem Hintergrund einer weiter steigenden Pflegebedürftigkeit jedoch zunehmend prekär. Bereits im Beobachtungszeitraum von 2013 bis 2021 wird deutlich, dass die Zahl des Pflegepersonals nur gering zugenommen hat. Trotz der Zunahme des Bedarfs an gut ausgebildeten Pflegekräften muss davon ausgegangen werden, dass ihre Zahl nur bedingt steigen wird. „Der Landkreis ist bereits aktiv, um Pflegeschülerinnen und -schüler in ihrer Ausbildung zu begleiten, das Berufsfeld in der Öffentlichkeit attraktiver zu gestalten und die Ausbildungsbedingungen weiter zu verbessern“, zählt Sozialamtsleiterin Carola Krenke auf. Beispielsweise stehe die Koordinierungsstelle Generalistische Pflegeausbildung grundsätzlich als Ansprechpartner für Schülerinnen und Schüler zur Verfügung. Doch auch Ehemalige und Aktive benötigen Unterstützung. „Bereits ausgebildetes und erfahrenes Personal muss im Beruf gehalten werden. Es sollen auch Berufsaussteiger angesprochen werden, um eine Rückkehr in den Pflegeberuf zu erreichen. Hier gibt es ein weiteres Potenzial zur Gewinnung von Fachkräften.“ Weiterhin gelte es, die häusliche Pflege zu stärken. Angebote der ambulanten Versorgung und Kurzzeitpflegeplätze könnten für eine kurzzeitige Entlastung pflegender Angehöriger sorgen. Aus den Ergebnissen des Berichts geht hervor, dass gerade im Bereich der Kurzzeitpflegeplätze und der ambulanten Versorgung ein weiterer Ausbau im Landkreis Cloppenburg erforderlich ist.